Am 15. Januar 2021 haben Clarisse Cossais und Sigrid Brinkmann zusammen den Podcast Littéramours.com gestartet. Die erste Folge war Camille de Toledo und seinem Buch Thésée, sa vie nouvelle gewidmet. Im April 2022 ist der Schriftsteller für diesen Roman mit dem Franz-Hessel-Preis 2021 ausgezeichnet worden. 2023 wird die deutsche Übersetzung erscheinen.
Seit 2022 produziert Sigrid Brinkmann den Podcast allein. Mit Autoren und Autorinnen ins Gespräch zu kommen, deren (neue) Bücher noch nicht in die eine oder andere Sprache übersetzt sind, bleibt ein Ziel.
Unvergesslich: Mit dreizehn verbrachte sie das erste Mal die Sommerferien in Frankreich, in den Alpes Maritimes. An einem Sonntagvormittag, unterwegs zum Bäcker – die Kirchenglocken läuteten den Ausgang der Messe -, sah sie, wie eine vierköpfige Familie, in Pyjama und Morgenmantel, die Terrasse des einzigen Cafés in Tourette s/Loup verließ, seelenruhig den Dorfplatz überquerte und, sich ein paar Gläubigen auf dem Heimweg anschließend, in eine Gasse einbog und verschwand. Sie schloss die Augen, um das Bild der kleinen Prozession für immer in sich zu bewahren. Als sie wieder in die Sonne blinzelte, war der Entschluss gefasst, nach dem Schulende das Land zu erkunden, in dem Eltern und Kinder einen öffentlichen Raum in Schlafanzügen durchqueren konnten, ohne dass jemand sich nach ihnen umdrehte. Sechs Jahre und zwei Monate später, am 4. September 1977, zog sie mit Rucksack, Geige und Klapprad nach Montpellier, um Französische Literatur an der Université Paul Valéry zu studieren.
Stationen: Studium der Romanistik und Germanistik an der Technischen Universität und der Freien Universität Berlin. Abschluss als M.A. mit einer Arbeit über Samuel Becketts Roman Molloy. Recherchestipendium des DAAD für eine Dissertation über den Schriftsteller und Essayisten Maurice Blanchot. Höhenflug in Paris, Unterstützung durch Pierre Bourdieu, Françoise Collin und Tzvetan Todorov. Aller akademischer Ehrgeiz verpuffte bei der Rückkehr nach Berlin. Vor Glück geweint, als das Promotionsvorhaben aufgegeben und der Kopf endlich ganz frei war für freiberufliche Arbeit im Radio. In einer Sendung des Hessischen Rundfunks und in Rowohlts Literaturmagazin endgültig einen Haken hinter das Kapitel Blanchot gesetzt.
Radio: Seit 1988 sind viele lange Literatursendungen und Reportagen entstanden und Hunderte von Büchern für verschiedene ARD-Sender rezensiert worden. 1989 begann sie zu moderieren. Bis 1994 präsentierte sie im RIAS das 3-stündige Morgenmagazin Radio mobil; von 1994 – 2003 das 3-stündige Morgenmagazin Hörensagen im Deutschlandradio; von 1994 – 2009 das Journal im NDR Kultur; von 2012 – 2018 das Sachbuchmagazin Lesart und von 2014 – 2017 die literarische Lesart im Deutschlandfunk Kultur. Im selben Sender moderiert sie seit 2004 bis heute das Kulturmagazin Fazit. 2013 erhielt sie ein Grenzgänger-Stipendium der Robert Bosch Stiftung. Sie moderiert Panels und öffentliche Gespräche mit Schriftsteller*innen und übersetzt, falls nötig, deren Worte aus dem Französischen oder Englischen ins Deutsche. Autor*innengespräche im Rundfunk dolmetscht sie konsekutiv aus dem Französischen. Sie spricht auch Spanisch.
Podcast: Am 15. Januar 2021 startete sie zusammen mit Clarisse Cossais Littéramours.com
Amours unbedingt im Plural, weil die Liebe zur Literatur groß ist. Sie fühlt sich wie eine Fährfrau. Bricht gern zu neuen Orten auf, trifft Menschen und beobachtet die Verwandlung ihr vertrauter Straßen und Viertel in Frankreich und Israel. Nach Berlin kehrt sie immer gern zurück.
Clarisse Cossais ist seit 1993 für den Rundfunk im kulturellen Bereich tätig. Sie hat in Straßburg promoviert. Sie lebt in Berlin und arbeitet als Autorin, Regisseurin, Übersetzerin und Moderatorin. Sie unterrichtet auch an verschiedenen Universitäten Radio-Journalismus und Podcasting und hält Vorträge auf Einladung verschiedener Institutionen. Sie arbeitet hauptsächlich für Deutschlandfunk Kultur und den RBB.
Seit 2010 gehört sie regelmäßig der Jury des Deutsch-Französischen Journalistenpreises an, den sie 2009 für ihre Sendung „La Sehnsucht – Franzosen in Berlin“ (SWR 2008) selbst bekommen hat.