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Folge 33: „Nachtzugtage" – ein Gespräch mit Millay Hyatt
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„Tagsüber macht man Ausflüge, aber nachts reist man“, notierte die finnische Schriftstellerin und Malerin Tove Jansson, und Millay Hyatt stimmt ihr zu. Ihr im August 2024 veröffentlichter langer Reise-Essay „Nachtzugtage“ zeugt von ihrer Leidenschaft für das nächtliche Reisen im Zug und das Erkunden der Orte, an denen sie umsteigen muss, bei Tage. Jeder durch Fahrtverzögerung erzwungene, nicht geplante Umweg wird als zusätzliches Geschenk betrachtet.

Geboren wurde Millay Hyatt in Dallas/Texas. Sie wuchs in der Nähe von Freiburg auf und ist – nach Studien in Ohio, Los Angeles und Paris – seit vielen Jahren als Autorin und Übersetzerin in Berlin zuhause. In ihrem Buch „Nachtzugtage“ schildert sie, wie das Zugfahren innere Prozesse beschleunigt, wie es die „unbekannten Landschaften und fremdartigen Fabeln unserer inneren Geschichten“ entstehen lässt.

Sie erzählt von Reisen quer durch Europa. Moskau ist seit dem russischen Angriff auf die Ukraine kein Zielort mehr. Stattdessen erkundete sie Tiflis und möchte die Fahrt durch Anatolien bis an die Grenze Georgiens nicht missen. In Tunis beschloss sie, künftig „wie die Tunesierinnen, alle Kinder so zu behandeln, als wäre ich ihre Tante oder große Schwester“. In London wachte sie ganz allein im Zug auf einem Abstellgleis auf, und früher einmal – als man die Zugfenster noch aufziehen oder kippen konnte – wehte zwischen Budapest und Berlin Schnee ins Abteil und bedeckte die Füße. Melancholie schleicht sich verlässlich ein, wenn die Zeit bis zur Ankunft in der „Pflanzstätte“ Berlin sich Stunde um Stunde verringert. Das Nachhausekommen lässt sich nicht aufschieben, aber Millay Hyatt weiß, dass der „rollende Rhythmus“ noch ein paar Tage lang im Körper erhalten bleibt. Und schon kann sie von der nächsten Nachtzugreise träumen.

Bücher von Millay Hyatt:

Buchtipp von Gabriele von Arnim: Jon Fosse: Trilogie. Schlaflos / Olavs Träume / Abendmattigkeit. Übersetzt von Hinrich Schmid-Henkel. 208 Seiten. Rowohlt Verlag, Reinbek 2016

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